2018 — Interview

Über unse­ren Kör­per hinausdenken

Interviewer: Lukas Hermsmeier

With: Helen Hester

was wäre wenn

Nach Marx ver­lie­ren die Arbei­ter Kon­trol­le über den Arbeits­pro­zess, und zwar durch tech­ni­sche Ent­wick­lun­gen und ver­än­der­te Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on. Ange­sichts die­ser Denk­tra­di­ti­on ver­ste­he ich natür­lich, dass es Ver­wir­rung und Wider­stre­ben gibt, tech­no­lo­gi­sche Ent­frem­dung zu begrü­ßen. Aber ich glau­be, dass es wich­tig ist, zu ver­ste­hen, dass Ent­frem­dung ein viel­schich­ti­ges Kon­zept ist. Um die­se unter­schied­li­chen Bedeu­tun­gen geht es im xenofe­mi­nis­ti­schen Mani­fest. Wir sind von Tech­no­lo­gie umge­ben, Smart­pho­nes, Ver­hü­tungs­tech­ni­ken, sons­ti­ge Gerä­te, deren Funk­ti­ons­wei­ses wir oft nicht genau ver­ste­hen. Und die­se tech­no­lo­gi­sche Ent­frem­dung muss kei­ne Nie­der­la­ge bedeu­ten, sie kann ein Start­punkt sein. Man kann zum Bei­spiel ler­nen zu coden. Wobei das Zeit kos­tet. Und Zeit ist eine ungleich ver­teil­te Res­sour­ce. Ein wei­te­rer Zugang zu dem The­ma ist die Ent­frem­dung von der Hyper­lo­ka­li­tät unse­rer eige­nen Sin­ne. Allei­ne durch eine gewis­se Ent­frem­dung sind wir ja in der Lage, über unse­ren eige­nen Kör­per hin­aus zu den­ken. Wir Men­schen sind fähig zur Abs­trak­ti­on. Und die­se Abs­trak­ti­on wie­der­um ist ent­schei­dend für kol­lek­ti­ve Poli­tik, für alle Ver­su­che, Soli­da­ri­tät aufzubauen.